Mein Name ist Celine und ich bin Inhaberin und Tätowiererin von Feinstich Tattoo in Enger.
Meine Leidenschaft war schon früh klar - Seit ich ein kleines Kind war liebte ich das Zeichnen und Malen. Angefangen hat das Ganze im Alter von 2 Jahren, als ich mit meiner Mutter meinen kleinen Bruder via Ultraschall kennenlernen durfte. Ich malte auf dem Magnetbrett die Fruchtblase und das Baby nach. Bestimmt nicht perfekt, aber so fing es an...
Über die Jahre übte ich fleißig weiter, meine Lieblingsmotive waren meistens Pferde und andere Tiere, die ich anfangs aus meiner Fantasie heraus zeichnete und später auch aus Büchern abmalte. Über die Jahre entwickelte sich so ein Perfektionismus, der mir doch öfters die Geduld raubte, denn ich liebe das Zeichnen von fotorealistischen Bildern.
Ich zeichnete Aufträge für Freunde und Bekannte und freute mich immer über die strahlenden Gesichter. Besonders der Kühlschrank meiner Eltern war dermaßen mit Bildern belagert, dass es dort keinen freien Fleck mehr gab. Jedoch wurde ich immer wieder enttäuscht, denn Kunst auf Papier wird leider sehr unterschätzt. Viele Stunden verbrachte ich mit kleinen Details in Bilder, um es möglichst lebendig erscheinen zu lassen, aber diese Arbeit würdigen tun nur wenige. Die Bilder sind viel zu schade, um sie in einer Zeichenmappe verrotten zu lassen...
Über Umwege
Tattoos faszinierten mich schon lange. Schon mit 16 hatte ich bereits Vorlagen angefertigt, die irgendwann meine Haut zieren sollte. Doch Mama & Papa waren nicht allzu begeistert und ließen mich - zum Glück - warten bis ich 18 war.
Als es mit 18 endlich soweit war , stand die Vorlage schon fest - die hatte ich selber gezeichnet. Ich ließ mir also 5 Tage nach meinem 18. Geburtstag mein erstes Tattoo stechen. 3 Rosen und ein Motorrad Kettenrad zierten meinen Oberarm. Der Tätowierer schaut sich meine Zeichnung an und fragte, ob ich nicht mal darüber nachgedacht hätte selbst zu tätowieren. Nein hatte ich nicht...
Ich hatte gerade meine duale Ausbildung angefangen und wollte "erstmal was vernünftiges" machen. Trotzdem bestellte ich mir kurz darauf eine sehr günstige Tattoomaschine als Set mit allem Zubehör. Durch meine Ausbildung kam ich gut an Schweinehaut und diese wurde zuhause mit der China-Tattoomaschine maltretiert. Dafür, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich da tat, waren die Ergebnisse zufriedenstellend. Ich übte und übte, ließ es jedoch schleifen, als ich 2-3 Jahre später den Abschluss meiner dualen Ausbildung machte und in eine Führungsposition gesetzt wurde. Ich arbeitete 1,5 Jahre in der entsprechenden Position, doch merkte, dass das nicht die Erfüllung meines Lebens ist.
Wer schonmal im Einzelhandel gearbeitet hat weiß wovon ich rede :)
Ich bewarb mich bei einer Tätowierer-Akademie und bekam auch schnell einen Platz. Dort lernte ich von Grund auf alles, was zum tätowieren dazu gehört. Ich kaufte mir auch mein erstes vernünftiges Equipment und übte auf Kunsthaut verschiedene Motive und Stile. Auch dort haben mich Realistikmotive am meisten interessiert, auch wenn das Königsklasse ist.
Ein (un)glücklicher Zufall
Wie es der Zufall so wollte, machte sich ein Bekannter aus dem Freundeskreis gerade selbstständig mit einem Tattoostudio und fragte mich, ob ich nicht mit einsteigen wolle... - "So ein Glück kann man nicht haben" waren meine Gedanken.
Über Ladensuche, Renovierung, Einrichtung und Eröffnungsfeier begleitete ich das Geschäft voller Herzblut mit. Ich half bei den Renovierungsarbeiten, beim Fotos machen und bei der Erstellung der Website. Meine Führungsposition hatte ich abgegeben und einen Teilzeitjob in einer anderen Filiale angenommen, um mich besser auf meine Tattoo-Karriere konzentrieren zu können.
Alles lief wunderbar - Kunden kamen, ich durfte viel üben und lernen und machte nach nur 3 Monaten mein erstes Realistik-Tier-Tattoo. Meine Begeisterung war groß und auch die Herausforderungen wurden größer, alles unter einen Hut zu bringen. nach4 Monaten tätowierte ich das erste Mal ein menschliches Portrait. Ich bekam immer mehr Kunden und entschloss mich nach einem halben Jahr meinen Job vollständig zu kündigen und nur noch zu tätowieren. Das funktionierte vorerst auch gut ... - vielleicht zu gut.
Es ist nicht alles gold, was glänzt...
Leider hat doch jeder Job in jeder Branche einen Haken. Die Tattooszene ist durchzogen von Neid und Missgunst. Wer neutral kritisiert und zum Wohle des Kunden handelt, der ist schnell unten durch bei den Kollegen, die den Job nicht machen, weil es ihre Leidenschaft ist. Mein Anspruch ist es immer den Kunden an erster Stelle zu haben und ihm mit einem individuellen Kunstwerk ein Lächeln für die Ewigkeit auf die Lippen zu zaubern. Das sehen andere Kollegen nicht so , dort ist es lediglich ein Goldesel. In Zeiten von Pinterest lässt es sich auch ziemlich gut als fauler Tätowierer leben :)
Kurz und Knapp - die Zusammenarbeit endete aufgrund persönlicher Differenzen und einem Verhalten, was ich nicht im Arbeitsumfeld tolerieren kann. So entschied ich mich, frei nach dem Motto "wer nicht wagt, der nicht gewinnt" dazu ein eigenes kleines Studio aufzubauen.